Die Spitzenkandidaten Oliver Platt (Bürgerforum) : „Wir wissen, wo der Schuh drückt“
Foto: Moll, Jürgen (jumo)
RP 31.07.2020
Oliver Platt bezeichnet sich selbst nicht als richtigen Politiker. Das Bürgerforum sei keine Ansammlung von parteitreuen Posten-Politikern, sondern ein Bürgerverein für Wermelskirchen.
Wermelskirchen Oliver Platt möchte „spürbare Politik“ machen. Das ist eine große Verantwortung gegenüber den Bürgern.
Was ist für Sie die wichtigste Aufgabe eines Kommunalpolitikers?
Für mich ist ein Kommunalpolitiker nichts anderes als ein Dienstleister für die Bürger unserer Stadt. Also müssen wir vor allem Zuhörer sein. Kommunalpolitik ist für mich in der Übersetzung die
„spürbare Politik“, die Politikform, die der Bürger jeden Tag um sich hat und das, ohne es direkt damit in Verbindung zu bringen. Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden, weil eben auch
falsche Entscheidungen spürbar sind.
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Info
Bäckermeister, der gerne kocht und reist
Geboren am 10. Mai 1968 in Wermelskirchen
Beruf Bäckermeister, Geschäftsführer der Bäckerei Evertzberg
Familienstand verheiratet, drei Kinder
Hobbys Kochen und Reisen
Eintritt in den Bürgerverein 2009
Politischer Werdegang Im Rat der Stadt seit 21. Oktober 2009, Fraktionsvorsitz seit 1. Februar 2014
Ehrenamtliches Engagement Politik und Flüchtlingshilfe (Eingliederung in das Berufsleben von Zugezogenen)
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Wie wollen Sie das umsetzen?
Das Bürgerforum ist hier sehr gut aufgestellt. Unser Verein setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die alle aus der Mitte unserer Bürgerschaft stammen. Wir haben daher unsere Ohren sehr nah am
Bürger und wissen, wo der Schuh drückt. Wer schon einmal Hilfe vom Bürgerforum gebraucht hat weiß, wovon ich spreche. Wir sind beim Helfen vielleicht nicht so laut wie andere, dafür aber sehr
effektiv.
Wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf in ihrem Wahlkreis?
Ich sehe in Pohlhausen nicht das eine große Thema, was dringend gelöst werden muss. Es sind die vielen kleinen Anliegen, die über die Zeit des Wahlkampfes hinaus gehen und geregelt gehören.
Hierfür bin ich in meinem neuen Wahlkreis in den nächsten Wochen unterwegs und werde es erfragen. Auch hier ist das Zuhören wichtig.
Wo muss im Stadtgebiet dringend investiert werden? Wie viel Geld wollen Sie dafür in die Hand nehmen?
Der Ausbau der Kindertagesstätten und der Sekundarschule. Auch die Planung eines neuen Hallenbades läuft bereits. Das hier anzubringen, wäre daher nicht seriös, auch wenn wir diese Bauprojekte
bis weit in die nächste Wahlperiode rein nehmen werden. Für mich aktuell am wichtigsten ist die Schaffung von sicheren Radwegen im gesamten Stadtgebiet. Auch in meinem Wahlkreis.
Wie reagieren Sie, wenn Sie viel Arbeit und Herzblut in ein Thema investiert haben, das dann abgebügelt wird?
Wer mich kennt weiß, dass ich sehr hartnäckig sein kann. Was dem Bürgerforum wichtig war, konnte zuletzt fast komplett auch so umgesetzt werden, auch wenn der Weg zum Erfolg auch schon mal
steinig war. Und das, was wir als Niederlagen schon mal hinnehmen müssen, gehört zu einer guten Demokratie dazu, damit kommen wir, komme ich sehr gut klar.
Wie bewerten Sie die Arbeit des bestehenden Stadtrates?
Note 3 bis 4.
Wie bewerten Sie die Arbeit des Bürgermeisters?
Note 5
Neun Parteien und Wählergemeinschaften bewerben sich um Plätze im Stadtrat. Ist da eine konstruktive Arbeit möglich?
Grundsätzlich ist es in Ordnung, dass sich Bürgervereine gründen, um Politik zu machen. Sieht man aber genauer hin, erkennt man, dass sich diese neuen Gruppierungen nicht aus der Bürgerschaft
heraus gründen, sondern es sich bei den Gründungsvätern um Ratsmitglieder handelt, die innerhalb ihrer alten Partei nicht mehr klarkommen. Und ja, auch das Bürgerforum ist mal so entstanden. Wenn
wir aber so weiter machen, wird es immer schwerer, vernünftige Mehrheiten für Wermelskirchen zu finden.
Mit wem werden Sie koalieren, mit wem auf keinen Fall?
Das Bürgerforum kann mit jeder Partei koalieren, die eine demokratische Herkunft hat und nicht am linken oder rechten Rand kratzen. Das gilt auch für die neben uns agierenden Bürgervereine. Die
mir dann auch in Teilen wesentlich zu rechts aufgestellt sind.
Werden Sie die freiwilligen Leistungen erhöhen?
Wenn wir hier nachlegen wollen, dann auf keinen Fall mit der Gießkanne. Solange wir im HSK sind, geht es sowieso nicht. So wie wir aus dem HSK raus sind, wird das Bürgerforum alle freiwilligen
Leistungen auf den Prüfstand stellen. Hier sind mit Sicherheit Anpassungen nötig, die mit den Empfängern abgestimmt werden müssen. Wir lassen keinen hängen, achten aber auch weiterhin auf die
Finanzen. Ist schließlich nicht unser Geld.
Stichwort Politikverdrossenheit: Was wollen Sie tun, um Bürger mehr für das politische Geschehen zu interessieren/begeistern?
Man sagt mir in politischen Kreisen nach, dass ich gar kein richtiger Politiker sei, und da haben meine Kritiker recht, das bin ich nicht und will es auch nicht sein. Das Bürgerforum ist keine
Ansammlung von parteitreuen Posten-Politikern, wie man sie so kennt und nicht mag, sondern ein Bürgerverein für Wermelskirchen. Und weil das so ist, kommen die elf neuen Kandidaten für das
Bürgerforum aus der Bürgerschaft und nicht aus der Politik.